Warum Angst und Hoffnung beide dazugehören
Veränderung fühlt sich selten eindeutig an. Sie ist Aufbruch und Abschied zugleich. Hoffnung mischt sich mit Verunsicherung.
Diese Ambivalenz zeigt sich auch in Teams, die ich in Veränderungsprozessen begleite. Das sind Phasen voller Energie, aber auch voller Fragen.
Eine meiner Lieblingsinterventionen dabei heißt 'Hopes & Fears'.
Jede und jeder schreibt auf: Wenn ich an die anstehende Veränderung denke... Was macht mir Hoffnung? Was bereitet mir Sorge?
Zwei Seiten derselben Medaille und beide verdienen Gehör.
Dann wird in Tandems zugehört, die verschiedenen Perspektiven wertgeschätzt und in Kleingruppen ein Stück weit verdichtet. Die Methode 1-2-4-All hilft, dass alle gehört werden.
Wenn die Post-its anschließend an der Wand hängen, wird das ganze Spektrum sichtbar.
Da steht: „Ich freue mich auf neue Möglichkeiten." Und direkt daneben: „Ich habe Angst, dass der Druck zu groß wird."
Da hängt sie, die Ambivalenz.
Vorfreude neben Unsicherheit.
Mut neben Zweifel.
Kein Entweder-oder, sondern ein Sowohl-als-auch.
Ich erlebe diesen Moment immer wieder als Wendepunkt.
Weil Menschen aufhören, ihre Gefühle in „richtig" oder „falsch" einzuteilen.
Weil sichtbar wird: Beides darf da sein.
Und weil sie spüren: Das ist nicht nur mein Gefühl. Das geht uns allen so.
Genau dadurch entsteht Verbindung und oft auch ein anderes Miteinander.
Wenn Teams offen über Ambivalenz sprechen können, wächst Vertrauen. Sie werden mutiger und experimentierfreudiger.
Im Anschluss an die Hopes & Fears Session frage ich dann:
Wie bist du früher schon mit Veränderungen umgegangen? Was hat dir da geholfen?
Dabei werden ganz wunderbare Geschichten geteilt. Von Übergängen, die Kraft gekostet haben und im Rückblick Stärke brachten. Von Entscheidungen, die Mut erforderten. Und von kleinen Schritten, die groß wurden.
Und fast immer fällt dieser Satz: „Ich habe so vieles schon geschafft. Das wird auch diesmal wieder gut werden."
Albert Bandura nennt das Selbstwirksamkeit: Die Erfahrung, etwas bewältigt zu haben, stärkt den Glauben an die eigene Handlungsfähigkeit.
Veränderung gelingt nicht, wenn alle angstfrei sind.
Sondern, wenn Angst und Hoffnung nebeneinander Platz haben dürfen. Und wenn Teams sich gegenseitig daran erinnern, dass sie Wandel schon oft geschafft haben – und dass sie auch diese Veränderung gemeinsam gestalten werden.
Drei Gedanken, die ich dir aus 'Hopes & Fears' mitgeben möchte:
· Veränderung ist fast immer ein Sowohl-als-auch.
· Wenn Ambivalenz geteilt wird, entsteht Vertrauen.
· Die Erinnerung an bewältigte Herausforderungen stärkt Zuversicht und Zukunftsmut.
Steckt ihr gerade auch mitten in einem #Transformationsprozess?
Wie gelingt euch im Team, dabei der Umgang mit #Ambivalenz?

