„Ja, aber …"
– wenn Veränderung auf der Stelle tritt
Hinter jedem 'Ja, aber...' versteckt sich eine Geschichte - eine Geschichte von unausgesprochenen Ängsten oder unerfüllten Erwartungen. Kürzlich begleitete ich eine erfahrene Führungskraft an einem beruflichen Wendepunkt, die genau in dieser emotionalen Sackgasse feststeckte.
Sie wusste sehr genau, was sie nicht mehr wollte. Bleiben war keine Option. Doch der Schritt in die Veränderung fühlte sich auch nicht besser an. Zu vage. Zu riskant. Zu fordernd.
Auf jeden Impuls, jede Frage folgte ein „Ja, aber …" oder ein „Das wird nicht funktionieren…". Wie eine innere Handbremse, die beim kleinsten Beschleunigungsversuch automatisch angezogen wird.
Diese Reaktion war kein Trotz, sondern ein Schutzreflex – entstanden aus früheren Erfahrungen, alten Verletzungen und einem über Jahre eingeübten Blick auf das Leben: eher getrieben als gestaltend, eher ausgeliefert als selbstwirksam. Ein Versuch, sich vor erneutem Scheitern zu schützen.
Es ging an diesem Punkt noch gar nicht um neue Handlungsoptionen oder gar eine Entscheidung. Es ging darum, überhaupt gesehen zu werden mit all dem, was sich schwer anfühlte.
Meine Rolle als Coach in diesem Moment: Präsent und zugewandt einfach nur da sein mit dem, was ist. Raum schaffen für das, was sich nicht zeigen will – oder darf. Angst, Enttäuschung, Überforderung, Trauer.
Dieser Moment im Coaching ist ein Spiegel dessen, was manchmal auch im Führungsalltag stattfindet: Mitarbeitende, die auf Veränderungen mit Rückzug oder einem hartnäckigen „Ja, aber…" reagieren. Innovative Ideen, die in einem Echo aus "Das wird sowieso nicht klappen!" versanden.
In solchen Momenten braucht es ein Gegenüber, das versteht, dass hinter jedem 'Ja, aber...' mehr steckt als bloße Verweigerung. Ein Gegenüber, das den Mut hat, nicht sofort Lösungen anzubieten, sondern erst einmal wirklich zuzuhören.
Führen in komplexen Zeiten - das heißt auch zu erkennen, dass Veränderung manchmal einen kleinen Umweg übers Innehalten nimmt. Dass es beides braucht: Sowohl Klarheit in der Richtung, als auch Raum für all das, was einen (noch) zögern lässt. Und im Schaffen einer Kultur, in der nicht nur schnelle Zustimmung, sondern auch innere Ambivalenzen ihren Platz haben.
➡️ Was hat bei dir schon mal Bewegung in eine festgefahrene (Veränderungs-)Situation gebracht?
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