Taucherbrille auf und weiterschwimmen
„Even though it seems like we are all underwater, it is time to learn how to swim.“ /Blub
In Florenz habe ich sie an einer Hauswand entdeckt:
Vermeers Mädchen mit dem Perlenohrring. In blaue Farbe getaucht, wie unter Wasser. Mit Taucherbrille.
Ein paar Straßen weiter: Verdi mit Zylinder. Van Gogh.
Alle abgetaucht – Teil der Serie „L’Arte sa nuotare“ des anonymen Street Artists Blub. Kunst kann schwimmen.
Blub verwandelt Ikonen der Kunstgeschichte in stille Mutmacher. Auf Stromkästen, Gasreglern, Metalltüren.
Das Material: Papier, Kleister, vergängliche Farbe. Diese Kunst wird und soll verblassen und hinterlässt trotzdem Spuren.
Blubs Kunst erzählt nicht von Perfektion, sondern von der Schönheit des
Vergänglichen. Und von der Fähigkeit zu schwimmen, auch wenn die Strömung stärker wird.
„We can choose to be stuck with fear due to the crisis or we can choose to take it as an opportunity to overcome our limitations while being confident in the future and in our potential.“ /Blub
Diese Worte passen in unsere Zeit.
Denn oft fühlt es sich an, als stünden wir kollektiv unter Wasser.
Klimakrise, Kriege, Erschöpfung, gesellschaftliche Spaltung.
Eine Welt, die uns herausfordert und manchmal auch überfordert.
Und doch: Wer Blubs Figuren betrachtet, spürt etwas anderes.
Keine Schwere. Keine Panik. Sondern Ruhe. Präsenz. Eine stille Form von Zuversicht.
„Lasst #Zuversicht wachsen" lautet übrigens das Motto der aktuellen Woche der seelischen Gesundheit. Was für eine kraftvolle Einladung.
Und um bei Blubs Worten zu bleiben: Zuversicht ist eine Wahl. Sie wächst, wenn wir uns nicht von Angst lähmen lassen, sondern lernen zu schwimmen.
Für Blub ist Kunst die Ressource, die trägt: Kreativität als Vertrauen in die eigene Gestaltungskraft.
Und wenn wir bewusst auf unsere inneren und sozialen Ressourcen zurückgreifen, erleben wir genau das: mehr Selbstwirksamkeit, mehr Stabilität - und Vertrauen in uns selbst.
„Life is born from water – it is the hidden side of matter.
When you are immersed, the moment stops and there is no weight, while thoughts flow in a suspended dimension.“ /Blub
Nicht schneller schwimmen. Nicht gegen die Strömung ankämpfen.
Sondern mit dem Wasser fließen und sich manchmal einfach in die Schwerelosigkeit sinken lassen.
Aus dieser Ruhe entsteht neue Kraft und Klarheit.
Was braucht es noch dafür?
Stärkende Rituale und Räume, in denen wir teilen können, was uns Zuversicht gibt. .
Und Menschen, die uns daran erinnern:
Wir sind alle Teil dieses Ozeans.
Niemand schwimmt allein.
#SeelischeGesundheit #Krise

